Die letzten Tage waren wild.
Als Angehörige bin ich von einem Fall betroffen, der auf allen Ebenen fassungslos und betroffen macht:
Meine Mama ist schwer demenzkrank. Irgendwann war der Zeitpunkt gekommen und wir mussten schweren Herzens die Entscheidung treffen, sie in einem Heim versorgen zu lassen: Haus Wilstedt, ein auf schwer demenzkranke Menschen spezialisiertes Heim nördlich von Bremen. Nun könnte dieses Haus, indem sie liebevoll und in Bewahrung ihrer Würde gepflegt wird, kurzfristig geschlossen werden:
10 der aus Kolumbien stammenden Pflegekräfte sollen ausgewiesen werden – die Abschiebungsbescheide sind für mich glaubhaft, die Ablehnung nicht nachvollziehbar und unmenschlich.
Asyl ist ein Menschenrecht, diese Menschen sind in ihrem Herkunftsland von Gewalt und Tod bedroht, teils durch paramilitärische Verbände, teils durch Schutzgelddrohungen.
Die Ablehnung dieser bereits hier gut integrierten und qualifizierten Pflegekräfte, die sich liebevoll um 48 Menschen im Heim kümmern, ist einfach schrecklich.
Sie ist umso absurder vor dem Hintergrund, dass Hubertus Heil gerade nach Brasilien gereist ist, um dort … Pflegekräfte anzuwerben.
Als Angehörige und Belegschaft haben wir uns an die Presse gewendet und eine Petition auf innn.it eingestellt: https://innn.it/zuhauseretten/
Es wäre mir ein Herzensanliegen, dass ihr sie unterschreibt und teilt – das könnte das Zuhause für alle Menschen retten, die betroffen sind.
Das Innenministerium Niedersachsens hat inzwischen dementiert, allerdings haben sie sich nur an die Presse gewendet und nicht mit den Betroffenen Kontakt gesucht.
Und der NDR wiederum hat leider auch nicht Einsicht in die Abschiebungsbescheide genommen, dies hatten wir explizit in der Pressemeldung angeboten.
Wir sind als Betroffene dankbar für jede Unterstützung.
Aktuell trägt der Heimbetreiber die Kosten für einen Anwalt selbst, und bei mir drängt eine Abgabe, aber dies hier ist gerade dringender.
Danke von Herzen für eure Anteilnahme.
Beenden wir diese unmenschlichen Abschiebemaßnahmen – wir fordern eine gerechte Asylpolitik!
Und wir fordern eine Sozialpolitik, die den Pflegenotstand in Deutschland aktiv bekämpft und Menschen eine Perspektive gibt, die in der Pflege arbeiten.
Die Abschiebung der betreffenden Pflegekräfte muss ausgesetzt werden, die betroffenen Menschen müssen eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung erhalten.
Herzlichen Dank im Namen aller Betroffenen, auch von meiner Mama!
Anne
Foto: Ernst Matthiesen/Zevener Zeitung
(Vielen Dank an den Fotografen und die Zevener Zeitung für die Erlaubnis, das Bild zu nutzen!)
Hat noch niemand versucht auf dem Postweg bei dem Heimatland die richtigen Anträge vorzulegen. weil nur vor Ort in Kolumbien der richtige Antrag im Brief -Postweg oder von Angehörigen den richtigen Antag vorgelegt werden muss, um im Sonderverfahren direkt an dem Fachkräfte Anwerbeverfahren teilzunehmen?
Hallo Herr Ehmen, danke für das Interesse! Für eine verlässliche Auskunft dazu muss ich leider auf den Heimbetreiber und den mit den Fällen betrauten Rechtsanwalt verweisen. Uns als Angehörigeninitiative geht es darum, jetzt eine Lösung hier vor Ort zu finden, die die Menschenwürde aller Betroffenen – der 10 von Abschiebung nach Kolumbien bedrohten Pflegekräfte und der schwer demenzkranken Menschen, die im Heim wohnen. Wir haben dazu die Behörden und Ministerien in Deutschland angerufen, auch weil wir feststellen: Diese Lage betrifft viele Geflüchtete und Unternehmen bundesweit, es muss auf allen Ebenen eine gute und menschenwürdige Lösung gefunden werden: was Asylrecht und Arbeitsrecht und auch den Pflegenotstand betrifft. Ich würde meinen, das ist uns mit der Petitionsübergabe an Bundesgesundheitsminister Lauterbach gelungen. Er hat gesagt: „“Ausländische Pflegekräfte sind bei uns mehr als willkommen, weil wir auf sie angewiesen sind und auch sehr gute Erfahrungen mit ihnen machen.“ Und er wolle daher alles möglich machen, was rechtlich erlaubt sei.
Es ist rin Skandal Mendchen die hier gut integriert sind eill man abschieben, andererseits will die Regierung Fachkräfte sus dem Ausland,weil es hier zu wenige gibt. Irrsinniger geht’s gar nicht,vor allem lässt man diese Menschen erdt Schulungen machen. Das ist von der Politik eine ganz Boshafte Frechheit
Liebe Frau Schumann, ich verstehe Ihre heftige Reaktion auf diesen Missstand. Ich hoffe, dass es uns gelungen ist, für unser Anliegen an den entsprechenden Stellen so stark zu sprechen, dass sich an der Lage für die Betroffenen – und für alle kommenden Fälle bundesweit – etwas grundlegend verändert. Nach meinen Erfahrungen mit diesem Fall habe ich ein gutes Gefühl, denn es ist sehr klar, wie die Öffentlichkeit dazu steht. Setzen wir uns alle gemeinsam weiter für einen menschlichen, offenen, freundlichen und toleranten Umgang mit Menschen ein, die vor Gewalt und Tod zu uns flüchten. Und machen wir weiter darauf aufmerksam, wie wichtig es auch ist, auch die Menschenwürde derjenigen zu schützen, die – wie meine Mutter, die mit der Demenz auch ihre Sprache fast gänzlich verloren hat – nicht mehr für sich selbst sprechen können.