Wie finde ich einen Verlag?

Ich bekomme oft Fragen von Menschen, die wissen wollen, wie ich einen Verlag gefunden habe. Aus diesem Grund habe ich einige Tipps für dich zusammengestellt, die ich hilfreich finde. Wenn du weitere Fragen haben solltest, schreib mir gern eine Nachricht – ich beantworte sie gern und habe dann noch mehr Futter für diese Liste!

Tipps für Autor:innen, um sich an Verlage und Agenturen zu wenden, gibt Autorin Petra Schier hier (unter dem Punkt „Tipps für Autoren“ gibt sie auch noch viele andere gute Infos, z.B. zu rechtlichen Fragen.)

Sehr lesenswert und informativ hat auch Bestsellerautor Andreas Eschbach auf seiner Seite Tipps fürs Schreiben festgehalten.

Falls du keinen Wunschverlag hast, den du direkt anschreiben willst, ist es eine gute Idee, dich an eine Literaturagentur zu wenden. Diese gibt oft Tipps zur Verbesserung, bietet das Projekt gleichzeitig einer Reihe von Verlagen an, in deren Programm es passen könnte, managt Lizenzverkauf, also Verhandlung, Vertrag und Abrechnung.

Seriöse Literaturagenturen arbeiten gegen eine prozentuale Beteiligung von meist 15 Prozent, diese wird erst und nur dann fällig, wenn das Projekt vermittelt ist. Vorab entstehen keine Kosten! Das bedeutet aber auch: Literaturagenturen setzen nur auf Stoffe, von denen sie glauben, dass sie sie erfolgreich vermitteln können. Sie prüfen daher ähnlich kritisch wie Verlage – man sollte also Mühe in seine Bewerbung stecken.

Egal, ob du dich also an eine Agentur oder einen Verlag wendest, brauchst du ein aussagekräftiges Exposé (so dass jemand, der vorher keine Vorstellung vom Buch hatte, sich nach der Lektüre des Exposés etwas Genaues drunter vorstellen kann). Außerdem gehört dazu normalerweise mindestens eine Leseprobe von ca. 30–50 Seiten.

Ein Exposé beantwortet alle wichtigen Fragen rund um das Buch. Es ist eine Verkaufsunterlage und umreißt das Buchprojekt. Enthält Angaben zu Umfang/Abgabetermin/Kontaktinfos/Vergleichstitel (möglichst erfolgreiche rund um dein Thema), deine Vita, Logline/Teasertext (Kurztext zum Buch, wie ein Klappentext), gerne einen Langtext zum Buch oder ein Kapitelverzeichnis mit Überschriften und Beschreibung, Marketingargumente (warum das Buch jetzt herauskommen sollte, warum du als Autorin perfekt fürs Thema bist). Selbst wenn das gesamte Manuskript vorliegt, würde ich an Agentur oder Verlag maximal 50 Seiten Leseprobe schicken und dann ins Exposé schreiben, dass das ganze Manuskript angefordert werden kann. (Aber natürlich nur dann, wenn es schon vorliegt.)

Das Exposé erklärt also dein Projekt und ist – wie gesagt – eine Verkaufsunterlage, soll also Lust machen, sich mit deinem Stoff zu beschäftigen. Exposés sehen mitunter recht unterschiedlich aus. Manche umfassen drei Seiten und sind eher eine Skizze, manche sind zwanzig Seiten lang. Wichtig ist, dass rüberkommt, was das Tolle, Relevante und Einzigartige an deinem Stoff ist und dass es sich gut verkaufen würde, es also ein Lesepublikum dafür gibt.

Hier noch was übers Exposéschreiben: Tipp 1 und Tipp 2.

Manche nehmen vor dem Erstkontakt mit der Literaturagentur auf eigene Kosten ein Textlektorat der Leseprobe vor. Je nachdem, wie erfahren jemand ist, kann es eine gute Investition sein. Die Lektoratskosten liegen im Mittel inzwischen bei 4–6 Euro pro Seite, gerade wenn viel am Manuskript zu tun ist, kann der Preis höher sein. Man kann auch erst mal ein strukturelles Lektorat buchen, wo nur Ablauf, Logikfehler, Stilsprünge u.a. kommentiert werden, statt stilistisch einzugreifen, kommt auf den Text an. Lektoratsbüros findest du hier  und hier.

Es ist wichtig, eine:n gute:n Lektor:in für das eigene Thema zu finden, also für das Genre, in dem du schreibst. Die Liste auf der VFLL-Seite beschreibt die einzelnen Themenfelder, auch auf der Seite Autorenwelt findet sich eine Liste mit Themenfeldern der einzelnen Lektor:innen.

Zum üblichen Umfang des Gesamtmanuskripts: Normalerweise hat zum Beispiel ein Sachbuch rund 180–350 Normseiten (30 Zeilen à 60 Anschläge). (Natürlich gibt’s auch Sachbücher, die umfangreicher oder weniger umfangreich sind: eine „Streitschrift“ wie Hessels „Empört euch“ ist viel kürzer, ein Wälzer wie Lesch „Die Menschheit schafft sich ab“ hat über 500 Seiten.) Jedes Genre hat seine eigenen Gepflogenheiten – ein Krimi oder Liebesroman kommt meist mit 300 bis 400 Seiten aus. Epische Fantasy? 500 plus.

Prozedere, wenn du dich ohne Agentur direkt an einen Verlag wenden möchtest:
Welche Verlage infrage kommen, hängt vom Buchprojekt ab, von Inhalt und Stil. Das ist erst möglich einzuschätzen, wenn du ein aussagekräftiges Exposé und eine genauere Vorstellung hast. Aber vielleicht gibt es Wunschverlage? Verlage und Agenturen haben unterschiedliche Portfolios, es ist daher wichtig, das eigene Buchvorhaben möglichst genau einzuschätzen und es dann demjenigen anzubieten, zu dem es passt.

Wichtig ist deswegen die genaue Eingrenzung/Beschreibung des Buchvorhabens, zu der auch die Vergleichstitelrecherche gehört (und das ist auch ein Punkt im Exposé, wobei man da nur ein paar Titel hervorhebt, die in dem Bereich erfolgreich waren) – wenn ein Verlag/eine Agentur schon ähnliche Titel im Programm hat, kann das ein Grund sein, ein thematisch verwandtes Buch im ähnlichen Stil einzukaufen. Wenn es zu ähnlich ist (oder sich nicht genau abgrenzen lässt), werden sie sich vermutlich dagegen entscheiden. Und auch, wenn die Vergleichstitel sich nicht gut verkauft haben.

Wie du ähnliche Bücher findest? Ein Besuch im Buchhandel kann z.B. eine Möglichkeit sein, ähnliche Titel zu finden, indem du der Fachkraft mit deinem Projekt im Hinterkopf erklärst, was du für ein Buch suchst. Oder auch eine Recherche bei Amazon, wenn du schon einen Titel im Kopf hast, der ähnlich ist, aber weitere suchst. (Der Amazon-Algorhythmus ist unschlagbar, wenn es darum geht, Vergleichstitel zu finden – „andere Kunden kauften auch“.) Und dann siehst du auch, wo ähnliche Stoffe erschienen sind, und weißt u.a., an welche Verlage du dich sinnvollerweise wendest, weil solche Stoffe in ihr Verlagsportfolio passen.

Thematisch passende Agenturen oder Verlage findest du hier:
Agenturen
Verlage

Dort steht auch in vielen Fällen, wie du Kontakt aufnehmen solltest, also ob du etwa einfach deine Unterlagen schickst, vorab anrufst oder per Mail anfragen solltest.

Solche Infos stehen auch auf den Homepages der Verlage/Agenturen – also falls in der Autorenwelt nichts zu finden ist, kurz mal die Homepage der Wunschagentur/des Wunschverlages suchen und unter „Manuskripteinsendung“ schauen, da findest du vielleicht noch andere Infos dazu.

Zum zeitlichen Rahmen einer Buchveröffentlichung:
Verlage haben meist einen langen Vorlauf – es dauert vom Exposé bis zum fertigen Buch im Normalfall etwa ein Jahr.

Die Vertreterreise mit dem Frühjahrsprogramm 2023 endet bald, viele Verlagsprogramme sind zum jetzigen Zeitpunkt schon bis Herbst 2023 durchgeplant. Es gibt einige Verlage, die inzwischen auch kurzfristiger planen, dazu gehören etwa RIVA oder Eden Books. Aber üblicherweise ist das Ganze strikt durchgeplant und das langfristig. Der Grund: Allein die Herstellungszeit dauert bei vielen Verlagen 3–5 Monate. Davor muss das Buch aber ja auch noch geschrieben und lektoriert/korrekturgelesen und beworben werden. Richtig viel Werbung oder Pressearbeit machen die meisten Verlage übrigens nur für Spitzentitel. Aber natürlich hat die Verlagsveröffentlichung den Vorteil, dass das Buch in den Handel kommt und dass du dich nur um den Text kümmern muss, nicht noch um Cover, Titel, Werbetexte/Klappentexte, Distribution, ISBN, Buchhaltung, Satz etc.

Wer schneller veröffentlichen will, wählt heute oft Selfpublishing. Infos gibt es dazu hier, verlässlich ist auch der größte Anbieter: BoD.

Es hat den Vorteil, dass du freier bist, was Gestaltung und Inhalt angeht. Aber es hat auch den Nachteil, dass du keinen Vorschuss bekommst, in Vorkasse gehen musst und für die Buchherstellung und alles andere selbst verantwortlich bist.

Ich hoffe, das hilft zur Orientierung, und wünsche dir mit deinem Buchvorhaben viel Erfolg!