Hilfe, ich suche einen Verlag!

Oft werde ich gefragt: Was steht in einem guten Exposé? Wie findet man eine Literaturagentur? Worauf achten Verlage, wenn sie Manuskripte prüfen? Einiges dazu  findest du auf dieser Seite. Falls du weitere Fragen hast, schreib mir eine Nachricht – ich beantworte sie gern und habe dann noch mehr Futter für diese Liste!

Soll ich mir eine Literaturagentur suchen oder mich direkt an einen Verlag wenden?

Falls du einen Verlag im Sinn hast, bei dem dein Buch unbedingt erscheinen soll, dann kannst du diesen natürlich direkt anschreiben. Insbesondere dann, wenn du schon bekannt bist – ein Star auf Social Media oder eine Koryphäe in deinem Wissensgebiet – kann das durchaus von Erfolg gekrönt sein. Das aber sind die wenigsten von uns. Und so landet ein unverlangt eingesandtes Manuskript sehr häufig ganz unten auf dem Stapel.

Falls du also noch nicht berühmt bist, kann es eine gute Idee sein, dich an eine Literaturagentur zu wenden. Gute Agenturen haben persönliche Kontakte in vielen Verlagen, im besten Fall schon viele Bestseller mit auf den Weg gebracht. Eine vertrauensvolle, oft langjährige Zusammenarbeit zwischen Verlag und Agentur sorgt dafür, dass ein Angebot oben auf dem Stapel im Lektorat landet. (Anders als „unverlangt eingesandte“ Manuskripte.) Agenturen sind also sozusagen schon ein gutes Einfallstor in den Verlag. Sie geben dir außerdem nach Absprache Feedback zu deinem Exposé und zum Manuskript. Neben Tipps zur Verbesserung bieten sie das Projekt gleichzeitig einer Reihe von Verlagen an, in deren Programm es passen könnte, managen den Lizenzverkauf, also die Verhandlung, den Vertrag, die Abrechnung.

Seriöse Literaturagenturen arbeiten gegen eine prozentuale Beteiligung von meist 15 Prozent, diese wird erst und nur dann fällig, wenn das Projekt vermittelt ist. Vorab entstehen keine Kosten! Das bedeutet aber auch: Literaturagenturen setzen nur auf Stoffe, von denen sie glauben, dass sie sie erfolgreich vermitteln können. Sie prüfen daher ähnlich kritisch wie Verlage – man sollte also Mühe in seine Bewerbung stecken.

Wie bewerbe ich mich am besten?
Egal, ob du dein Buchbaby lieber via Agentur vermitteln lassen möchtest oder dich direkt an den Verlag wendest: Betrachte deine Unterlagen wie eine Bewerbung. Sie soll die Person auf der anderen Seite klar machen: Dein Buchprojekt und du sind so spannend, dass sie dich unbedingt unter Vertrag nehmen wollen.

Welche Verlage infrage kommen, hängt vom Buchprojekt ab, von Inhalt und Stil. Das ist für eine Literaturagentin oder einen Lektor erst möglich einzuschätzen, wenn du ein aussagekräftiges Exposé vorlegst. Und bevor du deine Zeit und dein Porto verschwendest:

Verlage und auch Literaturagenturen haben ein Portfolio – soll heißen, dass sie nicht alles wild veröffentlichen oder vertreten, was ihnen vor die Füße läuft. Unter den folgenden Links vom Portal Autorenwelt findest du eine Orientierung, mit welchen Stoffen sich die verschiedenen Agenturen und Verlage beschäftigen. In diesen Listen steht auch in vielen Fällen, wie du am besten Kontakt aufnimmst, also ob du etwa einfach deine Unterlagen schickst, vorab anrufst oder per Mail anfragen solltest. Hier bei der Schreibschule Textmanufaktur findest du übrigens auch noch eine Seite, die Literaturagenturen und ihren Hintergrund auflistet, ich finde sie recht hilfreich.

Solche Infos stehen auch auf den Homepages der Verlage und Agenturen – also falls in der Autorenwelt nichts zu finden ist, kurz mal die Homepage der Wunschagentur oder des Wunschverlages suchen und unter „Manuskripteinsendung“ schauen, da findest du vielleicht noch andere Infos dazu.

Wie schreibe ich ein gutes Exposé?

Egal, ob du dich also an eine Agentur oder einen Verlag wendest, brauchst du ein aussagekräftiges Exposé (so dass jemand, der vorher keine Vorstellung vom Buch hatte, sich nach der Lektüre des Exposés etwas Genaues drunter vorstellen kann). Außerdem gehört zu deiner Bewerbung normalerweise eine Leseprobe von etwa 30–50 Seiten oder – wenn es das schon gibt und es gewollt ist (siehe Links oben) – sogar das gesamte Manuskript.

Ein Exposé beantwortet alle wichtigen Fragen rund um das Buch. Es ist eine Verkaufsunterlage und umreißt das Buchprojekt. Enthält Angaben zu Umfang/Abgabetermin/Kontaktinfos/Vergleichstitel (möglichst erfolgreiche rund um dein Thema), deine Vita, Logline/Teasertext (Kurztext zum Buch, wie ein Klappentext), gerne einen Langtext zum Buch oder ein Kapitelverzeichnis mit Überschriften und Beschreibung, Marketingargumente (warum das Buch jetzt herauskommen sollte, warum du als Autorin perfekt fürs Thema bist). Selbst wenn das gesamte Manuskript vorliegt, würde ich an Agentur oder Verlag maximal 50 Seiten Leseprobe schicken und dann ins Exposé schreiben, dass das ganze Manuskript angefordert werden kann. (Aber natürlich nur dann, wenn es schon vorliegt.)

Das Exposé erklärt also dein Projekt und ist – wie gesagt – eine Verkaufsunterlage, soll also Lust machen, sich mit deinem Stoff zu beschäftigen. Exposés sehen mitunter recht unterschiedlich aus. Manche umfassen drei Seiten und sind eher eine Skizze, manche sind zwanzig Seiten lang. Wichtig ist, dass rüberkommt, was das Tolle, Relevante und Einzigartige an deinem Stoff ist und dass es sich gut verkaufen würde, es also ein Lesepublikum dafür gibt.

Hier noch was übers Exposéschreiben: Tipp 1 und Tipp 2.

Manche nehmen vor dem Erstkontakt mit der Literaturagentur auf eigene Kosten ein Textlektorat der Leseprobe vor. Je nachdem, wie erfahren jemand ist, kann es eine gute Investition sein. Die Lektoratskosten liegen im Mittel inzwischen bei 4–6 Euro pro Seite, gerade wenn viel am Manuskript zu tun ist, kann der Preis höher sein. Man kann auch erst mal ein strukturelles Lektorat buchen, wo nur Ablauf, Logikfehler, Stilsprünge u.a. kommentiert werden, statt stilistisch einzugreifen, kommt auf den Text an. Lektoratsbüros findest du hier  und hier.

Es ist wichtig, eine:n gute:n Lektor:in für das eigene Thema zu finden, also für das Genre, in dem du schreibst. Die Liste auf der VFLL-Seite beschreibt die einzelnen Themenfelder, auch auf der Seite Autorenwelt findet sich eine Liste mit Themenfeldern der einzelnen Lektor:innen.

Wie dick sollte mein Buch werden?
Zum üblichen Umfang des Gesamtmanuskripts: Es ist schwierig, dazu konkrete Angaben zu machen. Vorab: Die Grundlage für diese Angabe, die sich in deinem Exposé finden sollte, sind so genannte Normseiten (30 Zeilen à 60 Anschläge). Manche Verlage zählen auch in Wörtern, aber ich finde die Angabe aufgrund der unterschiedlichen Wortlängen irgendwie schwammig, wenn ich ehrlich bin. Der beste Tipp dazu ist: Schau dir deine Vorbilder an, das gibt dir, gerade im Genre, einen guten Fingerzeig, welche Länge zu kurz oder zu lang ist. Jedes Genre hat seine eigenen Gepflogenheiten – ein Krimi oder Liebesroman kommt meist mit 300 bis 400 Seiten aus. Epische Fantasy? 500 plus.

Wie lange dauert es, bis mein Buch im Handel liegt?
Verlage haben meist einen langen Vorlauf – es dauert vom Exposé bis zum fertigen Buch im Normalfall etwa ein Jahr.

Viele Verlagsprogramme sind zum jetzigen Zeitpunkt schon bis in einem Jahr durchgeplant. Es gibt einige Verlage, die inzwischen auch kurzfristiger planen, dazu gehören etwa RIVA oder Eden Books. Aber üblicherweise ist das Ganze strikt durchgeplant und das langfristig. Der Grund: Allein die Herstellungszeit dauert bei vielen Verlagen 3–5 Monate. (Mir wurde als Lektorin in einem großen Publikumsverlag immer geraten, für die Abgabe in die Herstellung bei Taschenbüchern rund ein halbes Jahr einzuplanen – bei der Menge an Büchern, die in großen Verlagen erscheinen, kein Wunder. Es lässt sich einfach besser planen. Bei Hardcovern, gerade wenn sie Relevanz für eine aktuelle Debatte – eine Wahl, ein besonderes Ereignis – haben, ist die Herstellungszeit durchaus auch kürzer geplant, manchmal sogar so kurz, dass man von „Schnellschuss“ spricht.) 
Das Setzen, Drucken, Ausliefern ist aber nicht das Einzige, was längerfristig geplant werden muss: Vor dem Herstellungsprozess muss das Buch aber ja auch noch geschrieben und lektoriert/korrekturgelesen und beworben werden. Richtig viel Werbung oder Pressearbeit machen die meisten Verlage übrigens nur für Spitzentitel. Aber natürlich hat die Verlagsveröffentlichung den Vorteil, dass das Buch in den Handel kommt und dass du dich nur um den Text kümmern muss, nicht noch um Cover, Titel, Werbetexte/Klappentexte, Distribution, ISBN, Buchhaltung, Satz etc.

Wer schneller veröffentlichen will, wählt heute oft Selfpublishing. Infos gibt es dazu hier, verlässlich ist auch der größte Anbieter: BoD. Dein Buch selbst zu publizieren hat den Vorteil, dass du freier bist, was Gestaltung und Inhalt angeht. Aber es hat auch den Nachteil, dass du keinen Vorschuss bekommst, in Vorkasse gehen musst und für die Buchherstellung und alles andere selbst verantwortlich bist.

Ich hoffe, das hilft zur Orientierung, und wünsche dir mit deinem Buchvorhaben viel Erfolg!